Ertrinken in Dir

In zwei oder drei Milliarden Jahren wird unsere Milchstraße mit dem Andromeda-Nebel fusionieren. Sie werden ein paar Jahrhundertmillionen umeinander hertanzen und dann verschmelzen.


„Zwei oder drei Milliarden?“, du willst es ganz genau wissen. „Sag ich doch, zwei oder drei Milliarden“, antworte ich. Und kein Schwein wird sich daran erinnern, dass die Dinger Milchstraße und Andromeda hießen.

Wir liegen auf dem Rücken, der Sand in Laboe ist noch warm von der umwerfend sonnigen Woche, die hinter uns liegt. Du schaust in die Sterne, ich schaue in dich. Deine Nase hat mir immer schon gefallen, die von der Seite wie ein fast perfektes Dreieck aussieht. Ich muss unwillkürlich an einen Schwertfisch denken, wenn ich Dich sehe, aber das kann ich Dir natürlich nicht erzählen, das würde man ja kaum als romantisches Kompliment verstehen. Schade, denn im Grunde ist es eines.

Im Augenwinkel sehe ich die Existenz eines Kometen zu Ende gehen, er zerbricht in drei Teile, die hell über den Himmel jagen. „Ooooaaahh“, rufst Du begeistert. Und ich hoffe, dass Du Dir dasselbe wünschst, wie ich.

Du lächelst mich an, und ich versuche das auch. Wenn ich nur nicht so doll pinkeln müsste. Schiet, ich weiss doch, dass Bier bei mir diese Wirkung hat. Kalter Prosecco wäre auch viel stilvoller gewesen.
Da kommt mir eine Idee, als ich mir die verlassenen Strandkörbe so ansehe. Wir sind allein am Strand. »Komm, gehen wir schwimmen«.

Über uns die Sterne, das Wasser ist warm, und Du hast eine Gänsehaut, die ich soo sexy finde. Ich spüre sie unter Wasser, als wir uns umarmen, Wasser tretend. Mir ist nicht kalt, sondern wirklich heiß. Als wir uns küssen, stößt mich unten etwas an. Und bevor ich genau realisiere, was, ruckt dein Kopf nach unten. Dann wieder nach oben. Du schaust mich verwundert an, und lächelst sogar, als ein weiterer Ruck dich mir entzieht. Du bist weg. 

Ich bin allein. Das Wasser um mich herum fühlt sich komisch warm und zäh an. Mir wird kalt. Ich spüre meine Beine nicht mehr, obwohl ich immer noch meine Wasser zu treten. Ich schaue nicht nach unten, nein, ich will nicht. Ich schaue in den schwarzen Himmel. Spanische Musik weht in Fetzen vom Strand herüber, in der Tapasbar am Strand von Laboe ist mal wieder Halligalli angesagt. Die Nachtfähre nach Göteborg läuft mit voller Kraft aus der Förde als ich untergehe. »Fischfutter, Fischkutter, Milchstrasse« – 
… als ich wieder zu mir komme, sehe ich eigentlich nur ein dunkles Grün. Es ist still, und ich atme nicht. Langsam kommt alles wieder in Gang, als ob da eine Checkliste abgearbeitet wird. … Ob meine schwarze Lederjacke noch am Strand über dem Strandkorb hängt? Zusammen mit meiner Hose?

Von Erik H.

Autor + #Podcaster; liebt #Segeln + den FC Sankt Pauli. #FCSP. Produziert den autofiktionalen #Blog "https://ring2.de" #lgbtqally

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