Schlagwort: Segeln

  • Schnittmuster

    Ein windiger Juni schickt kurze, schnelle Wolkenbänder über die Ostsee als wir auslaufen. Wir müssen uns beeilen, in zwei Tagen sollen wir in Hamburg sein. Wie in Burdas Magazinen schneiden wir Schnittmuster in den Großen Belt. Nach 10 Stunden Kreuz hängen uns die Arme und die Prinzenrolle ist alle. Immerhin, von den meisten Huschen, in…

  • Lohals

    Er versuchte zu duschen, ohne viel zu atmen. Irgendwie hatte er die Vorstellung, dass allein sein Atemsog die schwarzen Placken Schimmel von der gekachelten Duschwand ablösen könnte. Immerhin, die Dusche war heiß, höllenheiß. Das brauchte er jetzt, nach dem knackigen Törn um die Nordspitze Fünens. Die Wärme brachte die Lebensenergie zurück, auch wenn es ihm…

  • Cockpit-Gedanken

    Ich sitze im Cockpit und warte auf die angekündigten knapp 40 Knoten Wind, als meine Gedanken abschweifen. Erst folgen sie den dahinjagenden Wolken, wo weiße Türme stolz dahingleitend, von aufgeregt zerfisselten dunkelgrauen gejagt, sich mit dem weißen Schleier zwischen ihnen verspleissen. Es schauert Hagel aus diesem Sturmtuch, ergießt sich über die halbe süddänische Insel. Dann,…

  • Bordbasilikum 12.0

    Bordbasilikum 12.0

    Jedes Jahr zu Beginn der ersten längeren Tour kaufen wir einen Topf Basilikum. Wer schon mal für einen Sommertörn gebunkert hat, der kennt das, wenn beim Stauen kindliche Erinnerungen angezapft werden: Dosen Ravioli, Spaghetti mit haltbarer Tomatensauce, Dauerwurst. Das autarke Leben an Bord und kleinen dänischen Häfen, die einem schon per Havnepenge das letzte Hemd…

  • Einhand um die Welt – Kapitel 1

    Einhand um die Welt – Kapitel 1

    Index: „Einhand um die Welt“ von Joshua Slocum In dem schönen Land Nova Scotia, einer Meeresprovinz, erhebt sich ein Gebirgszug namens North Mountain, der einerseits auf die Bay of Fundy und andererseits auf das fruchtbare Annapolis-Tal blickt. Auf dem Nordhang des Gebirges wächst robuste Fichte, perfekt für den Schiffsbau, aus der schon so viele Schiffe…

  • Einhand um die Welt

    Einhand um die Welt

    von Joshua SlocumOriginaltitel: „Sailing Alone Around the World“Übersetzung von Erik Hauth (blogfrei.de); tlw. unterstützt von AIIllustrationen: Thomas Fogarty, George Varian Kapitel 1: Abstammung Neuengland mit Hang zum Yankee-Doodle – Jugendliebe Meer – Kapitän der Northern Light – Verlust der Aquidneck – Rückkehr aus Brasilien im Kanu Liberdade – Das Geschenk eines „Schiffes“ – Der Wiederaufbau…

  • Einhand-Seemannsgarn

    Einhand-Seemannsgarn

    Gegen Mitternacht zog der Nebel wieder zu, dichter als je zuvor. Man konnte fast „darauf stehen“. So ging es einige Tage lang weiter, und der Wind nahm zu, bis auf Orkanstärke. Die Wellen schlugen hoch, doch ich hatte ein gutes Schiff. Dennoch fühlte ich mich in dem düsteren Nebel einsam, wie ein Insekt auf einem…

  • Das Feuer von Formentor

    Das Feuer von Formentor

    Erst wenn die Sonne hinter der langen Landzunge untergeht, wird es sichtbar: das alte Leuchtfeuer von Formentor. Sie ist noch keine Minute fort,  da erhascht das geübte Auge seinen warnenden Blitz. Jeder Leuchtturm hat seine eigene Frequenz, manche fast einen Beat. Das Feuer von Formentor hat keinen grünen oder roten Korridor, keine Kadenz. Es zeigt sich…

  • Morgensegeln

    6:00 Uhr: Leinen los Lyø. Kaum Wind. Das Schiff schlupt leise mit drei Seemeilen/h durch die dänische Sydsee und ich denke mir: so ein Morgen hat was. Wenige andere Yachten sind so früh unterwegs – der Dunst der Nacht liegt noch näckig über dem nahen Land. Ein paar Kühe stehen schräg an einem Abhang neben…

  • Noch 106 Tage

    Ich habe mir gestern drei Folgen „Star Trek Voyager“ am Stück angesehen. Den Rest des Rotweins vom Wochenende getrunken und eine ganze Tafel Nougatschokolade vertilgt. Dabei mag ich die garnicht so gerne. Für was Neues bei Netflix fehlte mir der Elan. Noch einen Abend „Segelbilder aus dem Sommer schauen“, ertrag ich nicht. Der Winterblues hat…

  • Seemanns Privileg

    Nach 12 Stunden Autofahrt nach Italien steigt Bernd (80) aus meinem Auto. Einer der letzten Kaphorniers reckt sich ausführlich. War ne lange Fahrt. Als wir zum Schiff meines Vaters gehen, das er begutachten soll, bleibt er auf dem Schlengel stehen, dreht sich zum Wasser und lässt selbiges ins Hafenbecken sprudeln. Ich staune nicht schlecht. „Seemanns…

  • Heute nur Scholle

    Morgens um 8:00 trudeln die Fischer langsam ein; ich merke das an den schlurfenden Schraubengeräuschen, die mich – zuverlässiger als ein Wecker – aus der Koje treiben. Am Fischersteg stehen schon die ersten Kunden. Heute werden sie wieder nur Klischen und Schollen bekommen, wie schon seit Monaten. „Heute kein Dorsch?“, fragt einer. „Heute nicht, die…